Dienstag, 29. Oktober 2013

Sehnsuchtsorte: Chitkul



Von Kibber aus gelangte ich über Kaza nach Tabo, wo ich drei Nächte verbrachte, um mir eines der wichtigsten buddhistischen Klöster Spitis anzusehen. Um von hier aus weiter nach Kinnaur zu gelangen, benötigt man eine Genehmigung (Inner Line Permit), die man im Hauptort Spitis - Kaza, erhält. Oder in Reckong Peo, dem Verwaltungszentrum von Kinnaur, wenn man von Süden kommt. Photographieren ist strengstens verboten, da auch diese Straße wichtig für die Versorgung des Miiltär ist.

Nach einer eindrucksvollen Fahrt entlang der tibetischen Grenze (Sumdo ist nur zwei Kilometer von Tibet entfernt) über die Malling Side, eine tückische, instabile Bergflanke, eine ständigeUrsache für Erdrutsche, immer entlang des Spitiflusses  und schließlich des Sutlej, der von Tibet aus nach Indien strömt und Kinnaur maßgeblich formt, erreichte ich spät abends Reckong Peo. Zuvor hatte ich noch einmal den Bus wechseln müssen, nachdem ein Erdrutsch die Straße blockierte – nicht umsonst handelt es sich um eine der gefährlichsten Straßen Indiens.

Anstatt ins 500 Meter höhergelegene Kalpa weiterzufahren, entschied ich mich eine Nacht in der wenig einladenden Provinzhauptstadt Kinnaurs zu verbringen und am nächsten Tag Chitkul im Sanglatal anzusteuern. Ausschlaggebend war die Beschreibung in einem Radfahrerführer für den indischen Himalaya, von dem mir ein Freund Kopien gegeben hatte. 
Am Nachmittag fuhr der Bus über den Abzweig in Karsham ins Sanglatal. Der untere Teil des malerischen Tals, nimmt das Hydropower-projekt Basa III mit zwei mächtigen Dämmen der Landschaft Einiges von ihrem Reiz. „no dream too big“ preist sich die Firma Jayee selbst. Bald darauf sind es große Apfelplantagen, die das Bild dominieren. Gerade wurden sie abgeerntet. Schließlich dünnte die Landschaft immer weiter aus und wurde immer felsiger. Das Panaroma wusste mich auch nach vier Monaten im indischen Himalaya noch immer tief zu beeindrucken.


Chitkul liegt auf 3450 Metern und thront über dem Sanglatal. Der Ort liegt unmittelbar an der Baumgrenze. Auf der anderen Seite des Flusses zieht sich ein kleiner, aber dichter Wald noch höher. Die Ebene, in der Chitkul liegt, ist hingegen eine Felslandschaft, die nur wenig Platz für Felder bietet. Doch auch im Oktober noch zog der Ort viele indische Touristen an, die mit Jeeps oder eigenen Bussen anreisten, um einen Pilgerweg in umittelbarere Nähe des Kinner Kailash und der Nanda Devi, zu beschreiten Für die meisten westlichen Besucher war es hingegen zu spät, um hierher zu kommen. Auch in der prallen Bergsonne war es bereits gegen vier Uhr nachmittags bitterkalt.


Das Dorf schmiegt sich an den Berghang und ist geprägt von kleinen Holzhäusern mit beeindruckenden Holzschnitzereien. In Chitkul leben etwa 600 Menschen.



In den drei Haupttempeln verehren die Dorfbewohner die lokale Gottheit Mathi. 




Es gab inzwischen einige mehrstöckige und weiter wachsende Gasthäuser am Ort, die hauptsächlich von indischen Touristen und Pilgern belegt wurden, die kommen, um den Kinner Kailash zu umrunden – der Kinner Kailash gilt als Winterresidenz von Lord Shiva.

Nach Norden führt die Straße weiter. Doch es handelt sich um eine indisch-tibetische Armeeroute und nach 3 Kilometern kommt ein erstes Armeecamp, das den weiteren Weg versperrt. Tibet liegt 30 Kilometer entfernt und ist doch unerreichbar.


Gen Osten führt eine Wanderung bis nach Gangotri – leider war es für diese Wanderung inzwischen entschieden zu kalt. 
Früher gab es eine Pilgerroute, auf der man sowohl den Kinner Kailash als auch den Kailash in Westtibet, der von Sikhs, Jainas, Buddhisten, Bön und Hindus als  „Zentrum des Universums“ gleichermaßen verehrt wird. Maos katastrophale „Kulturrevolution“ in Tibet hat diese Pilgerroute völlig abgeschnitten und bleibt unzugänglich.

Von Chitkul aus kann man Teile der Kinner Kailash- und Gharwal-Bergkette in Uttharkand sehen. Der Kinner Kailash ist nicht direkt zu sehen, dafür ist Kalpa der bessere Ort. Hier alle weiteren Impressionen aus Chitkul:











Montag, 28. Oktober 2013

Sehnsuchtsorte: Jenseits von Kibber



Kibber, das auf knapp über 4200 Metern liegt, war für mich die interessanteste Station auf meiner gut einwoechigen Reise durch das beschauliche Spitital. Kibber liegt in einem Seitental des Spitiflusses – der Lebensader der Region und ist in einer ausgesprochen kargen Landschaft gelegen. Dennoch betreiben die Menschen auch hier Ackerbau und Viehzucht, von denen die abgeernteten Gerstenfelder und eine staatliche Anzahl von Yaks zeugen. Mitte Oktober war es bereits bitterkalt in dem beschaulichen Dorf. Dennoch würde meine Gastfamilie noch bis Ende November hier bleiben, bevor auch sie in der Nähe des Kullutals überwintern würden.


Kibber erhebt wie einige andere Orte den Anspruch, die höchstgelegene Siedlung mit Straßenanschluss und Elektrizität weltweit zu sein.


Von Kaza sind es nicht einmal 20 Kilometer Fahrt, doch der Bus benötigte für diese Strecke über anderthalb Stunden. 



Unterwegs passieren wir das Kloster Ki, das auf einem Felsen liegt und einen wunderbaren Blick über das Tal bietet. In Kibber selbst war bis auf zwei Gasthäuser alles geschlossen. Es gab es nur einen kleinen Shop, der gelegentlich geöffnet war und ein minimales Warenangebot bereithielt. In der Umgebung liegen nur noch die Doerfer Comic, Gete und Tashigang, bevor die Landschaft in die noch kaergere Landschaft Rupshus uebergeht. Die meisten Haueser in Kibber sind aus Stein oder Lehm erbaut. Holz gab es kaum - was auch der Hauptgrund ist, warum keiner die kalten Winter ueber im Dorf bleibt.

Morgenstimmung
Ich hatte zuerst von der Ortschaft gehört, weil es sich um den Start- bzw. Endpunkt eines Treks zum TsoMoriri in Ladakh handelt, den ich gerne unternommen hätte, was aber nach meinen zwischenzeitigen Knieproblemen unmöglich geworden war, zumal diese Strecke über zahlreiche hohe Pässe führt und unterwegs keinerlei Dörfer liegen, so dass ein Führer für diese Strecke unerlässlich erscheint. Bevor die Straße ins Spitital gebaut wurde, stellte der Weg zum Bazaar in Leh (der Hauptstadt von Ladakh) eine besonders wichtige Route dar. Zumindest wollte ich den Ort in Augenschein genommen haben und vielleicht gab es einige kurze Wanderungen in der Umgebung. Den ersten Abend verbrachte ich in ausgesprochen relaxter Atmosphaere mit Felix, den ich schon in Kaza kurz kennengelernt hatte und einer Gruppe Inder aus Shimla. Nachts war es unglaublich kalt in dem ungeheizten Raum, doch abends am Feuer des Wohnbereichs und der Küche ließ es sich gut aushalten.

Zunaechst praesentierte sich die Umgebung reichlig neblig:



Nach einem relaxten Tag, marschierte ich auf gut Glück los und legte ein gutes Stück zurück, bis ich schließlich auf einem naheglegenen Gipfel auf knapp 5000 Metern stand. Allein diese halbe Stunde auf dem Gipfel mit dem Blick auf Berge in allen Richtungen, war die Anstrengung wert. Nachdem der Hinweg durch dichte Wolkenfelder fuehrte, wurde es auf dem Rueckweg richtig klar. Einige Impressionen von der Wanderung:









time to say goodbye - doch nur um irgendwann wieder zu kommen...