Freitag, 5. Dezember 2014

Sehnsuchtsorte: Der Pangong-See in Changthang



Die beiden Seen Tso Pangong und Tso Moriri gehören zu den beliebtesten Attraktionen Ladakhs. Eigentlich hatte mich der Tso Moriri noch mehr gereizt, der Besuch war aber aus verschiedenen Gründen am Ende meines Ladakh-Aufenthalts nicht mehr möglich. Und auch in dreieinhalb Monaten kann man längst nicht alles sehen. Und so machte ich mich ausnahmsweise in einem Jeep in Begleitung eines älteren israelischen Ehepaars von der Haptstadt Leh aus auf die Reise, die in sechs bis sieben Stunden an den See führt. Bei Tiksey verlässt man die Hauptverkehrsstraße im Industal und findet sich bald darauf auf einer abenteuerlichen Straße, deren Serpentinen sich in die Höhe schrauben. Der Ausblick über das grüne Tal inmitten der Hochgebirgslandschaft ist betörend und atemberaubend.






Schließlich erreichten wir den Chang La-Pass auf 5360 Metern.  



Nachdem wir den Pass überquert hatten, erreichten wir bald die ersten Ausläufer der Changthang-Hochebene, die sich von hier aus bis weit hinein nach Tibet erstreckt.



Flussüberquerungen inklusive

Dann erblickten wir das erste Mal das Ziel unserer Tour - den unwirklich blauen Pangong-See, der inmitten dieser Landschaft wie eine Fata Morgana wirkt.



Der Tso Pangong ist ein Salzwassersee, der sich auf 4250 Metern befindet. Er erstreckt sich über 134 Kilometer Länge und ist an seiner breitesten Stelle nur 5 Kilometer breit. Etwa 60 Prozent seiner Fläche befinden sich in China. Trotz seines hohen Salzgehalts friert er im Winter zu.


In seinen Wassern finden sich keine Fische, dafür aber Krebse. Besonders eindrücklich sind die wechselnden Blautöne, die alle Variationen der Farbe aufbieten. In der klaren Hochgebirgsluft leuchten sie besonders intensiv. An seinen Ufern leben Kyang (wilde Esel), Pferde, Yaks und Murmeltiere. Auch für Enten und Gänse ist diese Umgebung ein Paradies.



Weniger paradiesisch sind die unendlichen Streitigkeiten zwischen Indien und China. Auf dem Weg zum See erinnert ein Denkmal an die gefallenen indischen Soldaten während des indisch-chinesischen Kriegs im Jahr 1962. Nähere Informationen über die Spannungen am Pangong-See finden sich im Artikel über Turtuk, den ich am Ende des Artikels verlinke.




Als ich mich am Ufer niederlasse, komme ich bald mit einem jungen Inder uns Gespräch. Er ist mit dem Motorrad aus Delhi angereist und lässt es sich nehmen in die eisigen Fluten des Sees zu tauchen. Da ich kein Handtuch bei mir trage, schließe ich mich nicht an. Der See hat besonders durch den Film "3 Idiots" in Indien an Popularität gewonnen und ist Sehnsuchtsziel vieler junger Abenteurer. Den Film kann ich im Übrigen sehr empfehlen, auch wenn ich nicht gerade ein ausgemachter Bollywood-Fan bin.



Ein Unwetter zieht auf, das in der Nacht Schnee bringen wird.





Trotz der bedrohlich aussehenden Wolken mache ich einen Spaziergang am See entlang. Der Strum reißt mich aus meiner Lethargie, die sich in den letzten Tagen in mir breit gemacht hat. Ich fühle mich fast wie am Meer, als Wellen aufkommen und mir der Salzgeruch immer tiefer in die Nase steigt. 




Ich finde sogar einen kleinen Sandstrand, lege mich hin, schließe die Augen und denke an die Tropen, die ich auf dieser Reise sicher noch sehen werde. Schließlich wird es eisig und ich mache mich wieder auf den Weg zurück.

 




Am nächsten Morgen begrüßt uns Sonnenschein und ich bedaure ein wenig, nur für eine Nacht hier zu bleiben. Aber es wird Zeit für neue Abenteuer. Noch weiß ich nicht, in welch entlegenen Winkel mich die nächsten Wochen noch führen werden.











Da ich mit dem Wetter nur mäßig Glück hatte, hier noch ein kurzer Eindruck vom See bei bestem Wetter. Die Timelapse-Aufnahme zeigt auch wunderbar die wechselnden Blautöne:


 
Pangong Lake - A Ladakh, India timelapse from India in Motion on Vimeo.



Auf dem Rückweg stoppten wir beim Kloster Tangtse.



Interessanter als den Neubau mit seinen grellen Farben, die mich persönlich nur selten berühren, fand ich die alten Bauten auf dem Felsen oberhalb:

 



Danach fuhren wir wieder über den Chang La zurück ins Indus-Tal.






Damit schließe ich die Berichterstattung zu Ladakh vorerst ab. Es dürfte kein Geheimnis sein, dass mich diese Region besonders fasziniert und ich hoffe sehr darauf, eines Tages zurückkehren zu können. Im kommenden Jahr wird es mit einiger Wahrscheinlichkeit noch ein besonderes Projekt über Ladakh geben. Einstweilen verweise ich auf alle weiteren Links über die Region. In den Rubriken Reisereportagen und Sehnsuchtsorte gibt es noch weitere Berichte aus anderen Regionen des indischen Himalaja, dem Spiti-Tal und Kaschmir-Tal, aus Kinnaur, Uttarakhand und Nepal.




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